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Quirliger Klamauk und Gesangskunst

Sebastian Matz am Flügel und Sopranistin Annette Postel unterhalten das Publikum in der voll besetzten Stadthalle Ettlingen mit einer bunten Mischung aus Schlagern der 1920er Jahre, Chansons und Parodien.  
Foto: Daniel Hennigs

Kabarettisten gibt es viele, und auch so einige, die ihre Auftritte mit Musik anreichern.

Doch der seit rund drei Jahrzehnten in Konzerten und Aufführungen präsenten Sopranistin und Chansonnière Annette Postel ist es in den Jahren ihres Wirkens gelungen, eine ganz eigene Stilrichtung zu kreieren.

Mit einer stilistisch bunten Mischung aus klassischer Chanson-Gesangskunst in deutscher Sprache über klamaukbetont-intelligente Parodien auf Opern- und Operettenarien bis hin zur Rezitation selbst geschriebener amüsanter Kurzgeschichten über Ereignisse ihres Künstlerinnenlebens ist die Trägerin des baden-württembergischen Kleinkunstpreises (2002) überaus erfolgreich, und das in wechselnden Besetzungen.

Neben Auftritten etwa mit dem Streichquartett der Münchener Philharmoniker oder dem in Bruchsal beheimateten „Salonorchester Schwanen“ singt und musiziert sie seit bereits 25 Jahren auch mit dem Pianisten Sebastian Matz.

Mit ihm gastierte sie nun anlässlich eines Benefizkonzertes für den Lions Club Ettlingen in der dortigen vollbesetzten Stadthalle unter dem treffenden Titel

„Die Postel jubiliert“.

So recht in divenhafter Aufmachung, gewandet und frisiert im Stil der 1920er Jahre, bot sie mit „Der Wind hat mir ein Lied erzählt“, „O Donna Clara“ (dabei mit Krächzstimme auch ein altes Grammophon nachahmend) oder Songs von Kurt Weill bis heute bekannte Lieder der goldenen 20er, ergänzt um Satirisches wie etwa „Beruf Dame“ (natürlich mit dem passenden selbstgefälligen Gehabe) von Georg Kreisler oder das von ihr selbst verfasste
„Goldrand am Teller“ auf eine Melodie des Musicalkomponisten Richard Rodgers.

Im zweiten Teil des Abends sorgte Postel dann etwa mit Mozart-Parodien aus dessen „Zauberflöte“ für zahlreiche Lacher, dabei eine zu spät gekommene Opernbesucherin mimend, die jede Peinlichkeit bei der Sitzplatzsuche souverän aushält, oder eine genervte Hausbewohnerin, die von ihrer arienschmetternden Nachbarin genervt ist.

Ein besonderes Schmankerl bot auch Bernhard Spranger, der mit den jaulenden Tönen seiner Singenden Säge die passende Entsprechung zu Postels bewusst affektierter Überzeichnung lieferte. Der frenetische Schlussbeifall galt darüber hinaus auch Pianist Sebastian Matz, der nicht nur gekonnt und mit Witz die klangliche Basis legte, sondern mit einigen Sprechrollen selbst Anteil am Programm hatte und in seiner ruhig-bedächtigen Art einen stimmigen Gegenpol zu Postels Quirligkeit setzte.

Hoch erfreut zeigte sich, ob des vollen Saales auch der Ettlinger Lions-Präsident, Fritz Neff, ist doch die Unterstützung der vielfältigen ehrenamtlich-gesellschaftlichen Aufgaben des Lions Clubs Ettlingen, einer von rund 1.500 Ortsgruppen von Lions International in Deutschland, ganz wesentlich auch von Spenden des Publikums abhängig, die ob der großen Begeisterung der Besucher wohl reichlich flossen.

Artikel aus den Badischen Neuesten Nachrichten.

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